Stable Coins: Tether, TrueUSD, DAI, BitUSD – Warum wir sie brauchen und welche Risiken sie bringen
Unser Alltag wird von Fiat-Währungen bestimmt: Die Miete wird in Euro bezahlt, im Urlaub in Florida mit dem US-Dollar und der Kaffee in London mit dem britischen Pfund. Kryptowährungen sind noch weit davon entfernt das Transaktionsmittel unseres Alltags zu sein, auch wenn dies natürlich das übergeordnete Ziel ist, das wir nie aus den Augen verlieren sollten. Genau diese Situation bedingt nun, dass wir sogenannte Stable Coins wie Tether (USDT) oder TrueUSD (TUSD) benötigen, um uns gegen Krisen am Kryptomarkt abzusichern.
Doch welche Stable Coins gibt es, wie unterscheiden sie sich konzeptionell und was ist ein Stable Coin überhaupt?
Was ist ein Stable Coin?
Die Definition eines Stable Coins ist, dass er einen fixen Wechselkurs zu einer Referenzwährung aus der Fiat-Welt hat. Diese Referenz ist typischerweise der US-Dollar. So hat zum Beispiel die am weitesten verbreitete Stable Coin, der USDT, einen Wechselkurs von 1:1 zum US-Dollar (USD), der durch eine entsprechende Deckung durch USD gesichert wird. Für jeden USDT sollte also bei Tether ein USD hinterlegt sein und damit jederzeit ein Umtausch 1:1 möglich sein. Die Realität bei USDT sieht schon seit langem anders aus, worum es hier aber nicht gehen soll. Wer sich dafür interessiert, dem sei dieses Video empfohlen.
Wie kann man einen Stable Coin erzeugen? Welche Coins existieren?
1. Fiat-Deckung
2. Krypto-Deckung
3. Keine Deckung
Prinzipiell existieren die drei oben genannten Wege und, wie zu erwarten, kommt jeder mit seinen eigenen Vor- und Nachteilen:
Fiat-Deckung (Tether, TrueUSD)
Am Beispiel USDT haben wir soeben das erste Konzept gesehen wie man eine Kryptowährung mit stabilem Wechselkurs kreieren kann: Durch Fiat-Deckung. Diesen Weg hat neben Tether aktuell auch TrueUSD (TUSD) gewählt, das aktuell allerdings deutlich weniger verbreitet ist und nur bei Bittrex und Upbit Handelspaare besitzt.
Diese Strategie besitzt einen großen Vorteil: Sie ist sehr krisensicher. Das heißt, dass sie ihre Wertstabilität auch bei einer schweren Krise der Kryptomärkte bewahren kann, da eine 100% Deckung in Fiat vorliegt. Weiterhin ist die Kapitalallokation effizient, da keine Überdeckung zur Absicherung des Wechselkurses vorliegen muss.
Damit einher gehen allerdings auch einige Nachteile. Da hier ein einzelner Akteur einen Zugang zu den klassischen Geldmärkten herstellen muss, ist die Lösung hochgradig zentralisiert. Geht das Unternehmen hinter TUSD oder USDT insolvent, sind sämtliche Einlagen verloren.
Krypto-Deckung (DAI, BitUSD)
Alternativ ist die Deckung mit Kryptowährungen, die jedoch zunächst einmal folgende Frage aufwirft: Wie erzeuge ich einen stabilen Wechselkurs zum USD wenn dem ganzen eine weitere, hochgradig volatile Kryptowährung zu Grunde liegt?
Die Antwort geben schon bestehende System wie BitUSD, der Stable Coin von Bitshares, und DAI. Bei beiden muss jeweils eine deutliche Überdeckung mit der zugrundeliegenden Kryptowährung gewährleistet sein. Ein kleines Beispiel: Wenn man für jeden Bitcoin den man gegen Kursschwankungen absichern möchte einen zusätzlichen Bitcoin als Sicherheit hinterlegen muss, lassen sich durch diese Sicherheit große Kursschwankungen abfallen. Der Stablecoin kann den 1:1 Wechselkurs halten.
Vorteile dieses Systems sind, dass es eine deutliche höhere Denzentralität bieten kann als die Fiat-Deckung. Den gleichen Grad an Krisenfestigkeit kann es allerdings nicht bieten, da bei einem Sturz der Kryptomärkte ins bodenlose der feste Wechselkurs wohl nicht mehr zu halten wäre. In diesem Falle könnte aber zumindest wieder die hinterlegte Kryptowährung (in unserem Beispiel BTC) ausbezahlt werden. Damit ist dieses Konzept nur ein bedingt sicherer Hedge gegen Krisen. Weiterhin ist die Überdeckung selbstverständlich nicht sehr kapitaleffizient.
Keine Deckung (BaseCoin)
Die dritte und letzte denkbare Möglichkeit ist der Verzicht auf jegliche Deckung. Dies bedeutet einen Stable Coin der, wie die Fiat-Währungen selbst, seinen Wert nur aus dem Vertrauen der Marktteilnehmer schöpft. Aktuell existiert eine solche Lösung noch nicht am Markt, allerdings gibt es mit Basecoin ein vielversprechendes Konzept, das sich noch im pre-Whitepaper-Status befindet. Prinzipiell übernimmt bei diesem Ansatz ein Smart Contract die Funktion einer Zentralbank und sorgt für eine beständiges, langsames Wachstum der vorhandenen Geldmenge.
Die theoretischen Vorteile sind höchstmögliche Dezentralisierung bei hoher Krisenfestigkeit.
Fazit
Wir sehen hier einen klassisches Problem von drei miteinander in Konflikt stehenden Zielgrößen: Krisenfestigkeit, Denzentralisierung und Kapitaleffizienz. Der als Dreieck darstellbare Zielkonflikt erlaubt immer nur zwei von drei Zielen zu erreichen unter Aufgabe des verbleibenden Zieles:
Welches dieser Ziele den anderen untergeordnet werden soll, ist eine schwere Frage auf die es sicherlich keine eindeutige Antwort gibt. Klar ist aber, dass die Kryptowelt für jede mögliche Antwort bereits eine Lösung in der Schublade hat.